Oskar Moritz wurde 1887 als Sohn von Siegfried Moritz und seiner Frau Karolina, geb. Sommer, in Miltenberg geboren. Er hatte drei Brüder, Leopold (1877), Maximilian (1882) und Simon (1885), sowie eine Schwester namens Zilla (1889). Im 1. Weltkrieg kämpfte Oskar als Soldat. 1920 heiratete er Rosa Königsberger und das Paar bekam die Kinder Manfred (1921), Ilse Berta (1923) und Trude (1924). Oskar Moritz führte ein Lederwarengeschäft in Miltenberg. Von 1919 bis 1928 war er Mitglied der SPD, weshalb er später ins Visier der Gestapo geriet.
Bereits von März 1933 bis August 1935 und dann erneut 1938 wurde Oskar Moritz etwa einen Monat lang nach dem Novemberpogrom im KZ Dachau interniert. 1939 konnten die beiden Töchter nach England ausreisen und Oskar Moritz versuchte, für sich, seine Frau und den Sohn Manfred die Emigration in die USA zu organisieren. Obwohl er die Reisekosten bereits bezahlt hatte, scheiterte die Reise.
Oskar Moritz wurde am 25. April 1942 mit seiner Frau Rosa über Würzburg nach Krasniczyn im besetzten Polen deportiert und noch im selben Jahr im Raum Lublin ermordet. Sein Sohn Manfred war bereits 1941 von Hannover aus in den Raum Riga deportiert worden, wo er ebenfalls ermordet wurde.
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Ausfuehrliche Biographie
Oskar Moritz führte in Miltenberg ein Lederwarengeschäft mit Zubehör. Oskar Moritz war Kriegsteilnehmer im I. Weltkrieg. Nachzulesen unter Individuelle Informationen Pos. 9, 10 und 11. Oskar Moritz war verheiratet mit Rosa Moritz geb. Königsberger. Das Ehepaar wurde 1942 nach Krasniczyn deportiert und hat nicht überlebt. Manfred Moritz, der Sohn von Oskar Moritz wurde im Ghetto Riga [1003] ermordet. Die beiden Töchter von Oskar Moritz, Ilse Berta und Trude konnten nach England entkommen. Auch der Bruder von Oskar Moritz, Landgerichtsrat Maximilian Moritz und seine Ehefrau Clara Hermine Moritz wurden von München aus nach Piaski depotiert und haben ebenfalls nicht überlebt.
Rechnungen an Miltenberger Kunden über Leder und Schuhmacherbedarf können unter Individuelle Informationen, Punkt 6 eingesehen werden.
Unter Individuelle Informationen, Punkt 3, sieht man Oskar Moritz vor seiner Lederwarenhandlung in der Hauptstraße.
Noch heute erkennt man am rechten Türpfosten, oben, eine längliche Vertiefung. Dort befand sich eine Mesusa. Individuelle Informationen, Pos. 7.
Ernst August Moritz, ein Neffe von Oskar Moritz, hat seine Erinnerungen an die Besuche seiner Verwandten in Miltenberg und über den damaligen Alltag der jüdischen Bewohner Miltenbergs niedergeschrieben. Sie sind unter Dokumente Ernst August Moritz: Ein Enkel besucht seine Großeltern in Miltenberg 1930-1936 nachzulesen.
Seinen Onkel Oskar erwähnt Ernst August auf den Seiten 12 und 13.
Oskar Moritz wurde bereits am 09.03.1933 verhaftet und war von Mai 1933 bis 16.08.1935 im Konzentrationslager Dachau interniert. Individuelle Informationen, Punkt 1, [1003]
Oskar Moritz war 1919 bis 1928 Mitglied der SPD. Gestapoakte: Gestapostelle Würzburg 7874, Blatt 18. Nach seiner Entlassung wurde er durch die örtlichen Behörden und durch die Gestapo ständig überwacht. Debler Seite 139.
Während der Inhaftierung von Oskar Moritz hat sein junger Mitarbeiter Leopold Halberstadt die Verantwortung für das Lederwarengeschäft übernommen. Leopold Halberstadt konnte rechtzeitig nach Palästina auswandern, während seine Eltern Berta Halberstadt und Gustav Halberstadt in das Ghetto Izbica deportiert wurden und nicht überlebt haben. Während der Haftzeit im Konzentrationslager Dachau wurde der Kopf von Oskar Moritz in der Zeit vom 13.- 23.12.1933 von Hans Lichtenecker in Gips modeliert, der auch Angaben zu anthropometrischen Maßen und Charaktereigenschaften anfertigte. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau, Doc. 1.
Weil der Miltenberger Adolf Halle bei seiner Verhaftung im November 1938 krank war und daher nicht in das Konzentrationslager Dachau deportiert werden konnte, wurde statt dessen Oskar Moritz verhaftet und nach Dachau gebracht. Der zweite Aufenthalt dort dauerte vom 29.11.1938 - 20.12.1938. Offensichtlich musste auf Befehl der Behörden ein vorgegebenes Kontingent an Häftlingen erfüllt werden. (StAW Gestapo 7874) Debler Seite 95. [1029] In Dachau lernte Oskar Moritz Oswald Merz, geb. 10.02.1889 in Schwabach, verstorben 18.05.1946 in Augsburg, einen bayerischen Politiker der Weimaer Republik kennen. Quelle: Staatsarchiv Würzburg, Gestapo Akte 7457 und Facharbeit Hubert Gehrlich vom 29.03.1983, Seite 49 + 50.
Die Deportation in das Vernichtungslager [1003] erfolgte im April 1942 ab Miltenberg über Würzburg [1056], wo sich am Platzschen Garten Oskar Moritz, seine Frau Rosa Moritz, seine Cousine Mira Marx und andere Bürger jüdischen Glaubens aus Miltenberg und anderen Orten Unterfrankens einfinden mussten. Oskar Moritz wurde bei der Deportation von der Gestapo als Ordner eingeteilt. StAW Gestapo 18 876, Blatt 129. [1029] Seite 139. Oskar Moritz bemühte sich mit seiner Ehefrau Rosa und Sohn Manfred um Auswanderung in die USA. Für die Familie würde eine Bürgschaft hinterlegt. Siehe unter Individuelle Informationen, Position 8.: Einzahlungskarte - Büro jüdischer Auswanderung.
Das unter Individuelle Dokumentationen, Punkt 2 einsehbare Foto zeigt Oskar Moritz mit seiner Cousine Mira Marx bei der Ankunft am Platzschen Garten in Würzburg. In der Dokumentation Wege in die Vernichtung, Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941-1943, Sonderveröffentlichung der Staatlichen Archive Bayerns, ISBN 3-921635-77-2, ist auf Seite 121 ein Foto zu sehen, wie Mira Marx und Oskar Moritz in Würzburg, Am Platzschen Garten, aus dem Bus steigen, der sie mit anderen jüdischen Bürgern von Miltenberg nach Würzburg gebracht hat. Foto wie unter Individuelle Informationen, Punkt 2, angezeigt.
Bei Debler [1029], Seite 139, wird erwähnt, dass Oskar Moritz in Izbica verschollen ist. Gemäß der Unterlagen des Bundesarchiv-Gedenkbuchs [1003] wurde Oskar Moritz mit dem Eisenbahntransport nach Krasnystaw gebracht. Von dort aus mussten die Deportierten zu Fuß nach Krasniczyn gehen. Ob Oskar Moritz von Krasniczyn tatsächlich weiter nach Izbica oder gleich in ein Vernichtungslager deportiert wurde, lässt sich dokumentarisch nicht belegen, da viele Unterlagen vernichtet wurden.
Elmar Schwinger: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, 2014, Seite 239 - 286,
Deportation, Durchgangslager, Völkermord.
Der Exodus der mainfränkischen Juden 1941 - 1944:
Auf Seite 273 ist dokumentiert, dass die jüdischen Mainfranken am Bahnhof Krasnystaw am 28.04.1942 ankamen und von dort aus etwa 15 km zu Fuß nach Kraśniczyn zurücklegen mußten. Ankunft in Krasniczyn am 28.04.1942.
Auf dem Grabstein seiner Mutter, Karoline Moritz, am Jüdischen Friedhof in Miltenberg "Am Klausrain" [1038] ist ein Gedenken an Oskar Moritz und die ermordeten Familienmitglieder angebracht. Das Gedenken erfolgte auf die Initiative der Miltenberger Bürger Frau Sophie Zöller und Herrn Reffel. Am 28.05.2016 wurden vor dem ehemaligen Wohnhaus von Oskar Moritz für ihn, seine Ehefrau Rosa Moritz und den Sohn Manfred Moritz Stolpersteine verlegt. Der Enkel von Oskar und Rosa Moritz, Jon Meier, der mit seiner Familie bei der Stolpersteinverlegung anwesend war, erinnert sich an die Verlegung. Pos. 12, Individuelle Informationen
Opferbiographie zum Erinnerungsgang von 2011