Johanna Rosenau wurde am 16. Juni 1882 in Schweinfurt geboren. Ihre Eltern waren Sigmund Rosenau und dessen Frau Eleonora, geb. Rosenstrauß. Sie hatte drei jüngere Geschwister: Sally, Bertha und Alfred. 1894 starb ihre Mutter, der Vater heiratete erneut und Johanna bekam eine Halbschwester, Erna (1897). Vermutlich aufgrund einer Scharlacherkrankung war Johanna völlig taub. Sie wurde Buchhalterin und arbeitete im Lederwaren- und Tapeziergeschäft der Familie. Ihr Bruder Alfred fiel bereits am 22. September 1914 in Frankreich. Nach dem Tod der Stiefmutter 1923 lebte Johanna mit ihrem Bruder Sally im Elternhaus.
Im November 1938 wurde ihr Bruder Sally festgenommen und Johanna und er wurden genötigt, ihren Besitz auf einen "Arier" zu überschreiben. 1939 musste sie mit Sally in ein Sammelquartier ziehen. Mehrere Ausreiseversuche in die USA und nach Palästina scheiterten. Am 22. April 1942 wurde Johanna Rosenau mit ihrem Bruder Sally nach Krasniczyn deportiert und vermutlich in den nächsten Wochen im Raum Lublin ermordet. Ihrer Schwester Bertha Wolf war die Emigration nach Palästina gelungen, wo sie 1959 verstarb. Ihrer Halbschwester Erna Levistein war mit ihrer Familie die Flucht in die USA gelungen.
© Johanna-Stahl-Zentrum, 2020
Ausfuehrliche Biographie
Johanna Rosenau war die Tochter des Kaufmanns Sigmund Rosenau und seiner Frau Eleonora, geborene Rosenstrauß. Als Johanna zwölf Jahre alt war starb ihre Mutter. Die Geschwister Saly geboren 1883, Bertha geboren 1884 und Alfred geboren 1887 (gefallen im Ersten Weltkrieg bei La petite Fosse) waren unversorgt und der Vater heiratete im Februar 1896 Laura Ehrlich. Das Geschwisterchen Erna kam im August 1897 zur Welt.
Der Vater betrieb ein Lederwaren- und Tapeziergeschäft und starb im März 1907, die Stiefmutter im Mai 1923. Johanna arbeitete als Buchhalterin im Geschäft und lebte mit ihrem Bruder Sally und der Halbschwester Erna weiterhin in ihrem Elternhaus. Erna heiratet im August 1919 den Lederhändler Herbert Levistein und im Jahre 1921 und 1926 kommen die Nichten Hertha und Lore zu Welt. Der Familie Levistein gelingt im Februar 1939 die Ausreise nach New York, zurück blieben Onkel und Tante.
Johanna wurde am 10. Nov. 1938 mit ihrer (Halb-)Schwester Erna zur Gestapo-Polizei gerufen und musste – zusammen mit dem inhaftierten Bruder und Schwager – noch am selben Tag das Haus auf Wirtschaftsberater Ullrich überschreiben. Am 4. Dezember 1939 zogen sie und ihr Bruder Sally mit wenig Habseligkeiten in die Rückertstraße 19 um. Ende Juni 1940 wird ein Pass ausgefertigt, da Auswanderungsabsicht nach Palästina (März 1939) und später USA besteht (1941). Dem Pass ist unter besondere Kennzeichen zu entnehmen: „taub", in einem späteren Schriftstück: „auf beiden Ohren völlig taub“. Laut Auskunft ihrer Nichte Lore war das eine Folge der Scharlacherkrankung im Jugendalter. Krankenschwester Lamada (Nachname: Schweinfurth, Kranken- und Pflegeschwester) betreute Johanna Rosenau und ihren Bruder bis zu deren Deportation. Aus Dankbarkeit schickten die Verwandten aus USA so lange es möglich war, „Kaffee und Päckchen“ an Schwester Lamada und dann wieder nach dem Krieg.
Johanna und ihr Bruder Sally Rosenau kamen am 22. April 1942 nach Würzburg. Bei der Durchsuchung im Platz’schen Garten wurden ihnen umfangreiche Gegenstände abgenommen, darunter drei Stockgriffe. Drei Tage später wurden sie nach Krasniczyn deportiert und dort im Raum Lublin ermordet. Die Halbschwester Erna Levistein, ihr Mann und die beiden Nichten konnten im Februar 1939 in die USA emigrieren. Im April 1942 schrieben sie einen Brief an Tante und Onkel nach Schweinfurt. Diesen Brief erhielt die Familie in USA nach Kriegsende wieder zurück, da die Verwandten deportiert waren.
Opferbiographie zum Erinnerungsgang von 2011