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Was sind Physikatsberichte?

Klaus Reder

[Dieser Beitrag wurde erstmals gedruckt in: Reder, Klaus/ Selheim, Claudia/ Weiß, Joseph: Der Landkreis Miltenberg um 1860. Amtsärzte berichten aus den Landgerichten Stadtprozelten, Miltenberg, Amorbach, Klingenberg und Obernburg. Würzburg 1999, S. 12-22.]

Die Entstehungsgeschichte der Berichte

Aufgrund zweier Verordnungen vom 21.4.1858 wurden die bayerischen Physikatsberichte von beamteten königlichen Gerichtsärzten angefertigt1. Die Ergebnisse aus dem Zeitraum 1858-1861 liegen für das gesamte bayerische Staatsgebiet vor2.

Seit Beginn des neuen Königreichs Bayern läßt sich eine stärker werdende Verrechtlichung des bisher weitgehend von zentralistischer staatlicher Gewalt "rechtsfreien" Alltags durch die Obrigkeit feststellen. Dadurch wurden immer mehr Lebensbereiche reglementiert3. Die Erhaltung der Gesundheit der Untertanen gelangte in das Interesse der Gesetzgeber. Zeitgenössische ökonomische Theorien führen aus, "daß der Fleiß der Untertanen die wichtigste ökonomische Quelle des Nationalreichtums bilde". Man brauchte kräftige Bauern, taugliche Soldaten und fleißige Arbeiter für die Manufakturen. Also bemühte man sich, die Zahl der Untertanen zu vermehren und ihre Sterblichkeit zu senken.

Bei den hier zu bearbeitenden Physikatsberichten handelt es sich um eine neue und nur einmal erhobene Art von Berichten, die sich von den zuvor erstellten Topographien unterscheiden. Darum gilt es zu fragen, welche Intention hinter einem Erlaß stand, der die Erstellung einer medizinischen Topo- und Ethnographie nach einem stark erweiterten Frageschema anordnete4. Zu einer /13/ Klärung der äußeren Umstände reicht es jedoch nicht aus, die einzelnen Berichte als Quelle für verschiedene Fragestellungen heranzuziehen. Hinter jedem Berichterstatter stand eine persönliche Geschichte, die seine Ausarbeitungen nicht unbeeinflußt gelassen hat5.

Wolfgang Brückner hat sich in einer Reihe von Veröffentlichungen intensiv mit Forschungsproblemen bei Quellen des 19. Jahrhunderts auseinandergesetzt6. Aufgrund konkreter Quellenkritik formuliert er seine Thesen von "Fund und Erfindung" in der Bekleidungsforschung: "Unsere Kenntnisse der Bekleidungssitten dieser Zeit können nämlich nicht auf zeitgenössische, analytische Beschreibungsversuche bauen, sondern wir finden sowohl in den Text- wie auch in den Bildzeugnissen vornehmlich Beobachtungs- und Bewertungskategorien, also Sichtweisen und Impressionen, die mehr über die Beobachter als über den Beobachtungsgegenstand aussagen"7.

Bei näherer Betrachtung der Verordnung von 1858 und dem vorgegebenen Frageschema lassen sich viele Anhaltspunkte finden, die auf die Tradition der medizinischen Topographien, aber auch auf andere frühere Gutachten und Erlasse hinweisen. Verwaltungen neigen nicht zu innovativem Arbeiten, sondern sind ihrer Grundhaltung nach eher als konservativ zu bezeichnen. Dies zeigt in gewisser Weise auch die Zusammenstellung des Fragenkatalogs für die Physikatsberichte, der bereits dem Kenntnisstand der damaligen Medizin nicht mehr angemessen war8.

Beschreibung der Quelle

Die 48 Physikatsberichte des Kreises Unterfranken und Aschaffenburg liegen zu 10 Konvoluten von jeweils 3-6 Berichten gebunden unter der Signatur Cgm 6874 in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München9. Insgesamt lagern dort 246 Berichte in 207 Bänden und Mappen, teils um Karten und Beilagen ergänzt10. Auch für die 1866 hessisch gewordenen Landgerichte Hilders11, Orb12 und Weyhers13 liegen Physikatsberichte vor.

Die Physikatsärzte hatten ihre Ausarbeitungen zunächst an die Kreisregierung in Würzburg zu senden. Dort angelangt, wurden sie registriert und gelesen. Regierungs- und Kreismedizinalrat Dr. Karl Friedrich Schmidt stellte die Ergebnisse der einzelnen Berichte zusammen zur "Topographie und Ethnographie der Physikatsbezirke von Unterfranken und Aschaffenburg"14.

Die Ärzte hatten in Bayern schon seit 1803 regelmäßig Jahresberichte zu erstellen, in denen sie über die Entwicklung und den Stand des Sanitätswesens informierten15. Neu an der Verordnung von 1858 war, daß unter Punkt II des Schemas für die Jahresberichte der Gerichtsärzte eine ethnographische Schilderung des zu beschreibenden Verwaltungsbezirks gefordert wurde.16

Wilhelm Heinrich Riehl,
die "Bavaria" und die Physikatsberichte

Eine Reihe von Wissenschaftlern konstruiert einen Zusammenhang zwischen der u. a. von Wilhelm Heinrich Riehl betreuten "Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern" und den Physikatsberichten. Zorn17, Haller18 und Molitor19 führen an, daß Physikatsberichte bei der Abfassung der "Bavaria" verwendet wurden. Hierbei ist aber zu unterscheiden zwischen den Jahresberichten alter Ordnung und den "Medicinischen Topographien und Ethnographien", die in der Zeit zwischen 1858-1861 entstanden sind. Letztere scheinen nicht von den Bearbeitern der "Bavaria" ausgewertet worden zu sein.

Wenn aber ein Zusammenhang zwischen der "Bavaria" und der Erstellung der Physikatsberichte besteht, warum dann eine unterschiedliche Terminologie, - die Physikatsberichte fragen nach "Stoff, Mode, Kleidung", die Bavaria beschreibt Volkstracht, die Physikatsberichte fragen nach "Vergnügen, Festen, besonderen Gewohnheiten", die Bavaria beschreibt Volkssitte - und das Weglassen von verschiedenen Fragekomplexen? Sicherlich bleibt festzuhalten, daß sich Riehl mit Gestaltung und Inhalt der "Bavaria" nie identifizierte und sich deshalb nicht sehr intensiv um die ihm übertragene Aufgabe des Hauptredakteurs kümmerte20.

Riehl griff im Rahmen seiner universitären Lehrtätigkeit, seiner zahlreichen Vorträge und seiner schriftstellerischen Arbeiten nie auf die Physikatsberichte zurück. Wie er interessierte sich im 19. Jahrhundert kaum ein Mitglied des jungen Faches Volkskunde für die Physikatsberichte21.

Die Physikatsberichte als Versuch, sozialen Wandel zu erfassen

Max II. begann sofort nach seinem Amtsantritt im Jahre 1848 damit, sich der sozialen Probleme seines Landes anzunehmen. Während des Übergangs vom Agrar- zum Industriestaat kam es in weiten Landesteilen zu wirtschaftlichen und sozialen Notlagen. Auf seine Initiative gehen zwei Arbeiterkongresse in Nürnberg und Augsburg im Jahre 1849 zurück22. Eine Vielzahl weiterer Maßnahmen zeigt ihn als ein Freund staatlicher Verwaltungs- und Sozialreformen. Solche Segnungen wurden auch den Notstandsgebieten, wie dem Spessart, zuteil23. Der liberal geprägte Monarch wußte, wie nützlich es war, "Darstellungen, Beschwerden, Strömungen, Wünsche der Untertanen zu kennen, um gegebenenfalls auf diese reagieren zu können"24. Er war erpicht auf Gutachten und Enqueten, um seinen Entscheidungen ein "wissenschaftliches Fundament" geben zu können25.

Bereits im Jahre 1843, also fünf Jahre vor der Thronbesteigung, gab Max II. eine Untersuchung in Auftrag, mit deren Hilfe die Ursachen der Armut eruiert werden sollten26. Der König sah u. a. als Gründe für die Armut den Kinderreichtum, "die Teuerung und den Mangel an Bildung" und die reformbedürftigen Gesetze über Ansässigmachung und Verehelichung, uneheliche Kinder, Strafvollzug, Bettelei und Armut, Feiertage, öffentliche Lustbarkeiten und Spiele an. Gerade die erschwerten Heiratsmöglichkeiten brachten eine Vielzahl von Problemen mit sich. Als konkrete Verbesserungsvorschläge führte er verstärkte Bemühungen im Erziehungssektor an und schlug Umsiedlungsmaßnahmen aus dichtbesiedelten Gebieten vor27. Der 1845 zu seinem Privatsekretär ernannte Franz Xaver Schönwerth legte dem Kronprinzen im Jahre 1846 einen Entwurf für eine Volksbeschreibung vor, die als Grundlage für ein Aktionsprogramm zur Beseitigung der Mißstände dienen sollte28. /17/

Im Revolutionsjahr 1848 schrieb Max II. einen Wettbewerb mit der Themenstellung "Wie ist der materiellen Noth der unteren Volksklassen abzuhelfen?" aus29. Insgesamt gingen 656 Antworten ein30.

Am 2. September 1851 schrieb der König einen Brief an Staatsminister von Ringelmann, in dem er seine Sorge zum Ausdruck brachte, "daß der Gesundheitszustand der Landsleute bey weitem nicht von der Art ist, wie man sich bey dem sonst für die Gesundheit so günstigen Landleben erwarten sollte." Der König bat den Minister, ihm "umfassende gutachterliche Vorschläge" zuzuleiten31. Beinahe ein Jahr später, am 29. August 1852, legte Innenminister von Zwehl einen Ursachenkatalog vor32.

Von Zwehl führte in seinem Gutachten keine in der Topographie begründeten Faktoren für die schlechte Situation an und war hiermit den Verantwortlichen des bayerischen Medizinalwesens ein gutes Stück voraus33. Das Innenministerium bat in einem Schreiben die Kreisregierung um den Einsatz von Beamten, Geistlichen, Ärzten, Lehrern und Hebammen, die im direkten Kontakt mit dem /18/ Volk helfen sollten, die bestehenden Probleme zu beseitigen. Als Kontrollmöglichkeit wurden von oben her immer wieder Berichte angefordert34.

Im Jahre 1857 beschloß der König zur "Anregung fleißigen Einzel-Studiums der inländischen Volkszustände" die Ausschreibung von zwei Wettbewerben35:

- "Darstellung des sozialen und wirtschaftlichen Volkslebens eines Landgerichtsbezirkes"

- "Darstellung der sanitätlichen Volkssitten und des medizinischen Volksaberglaubens eines Landgerichtsbezirkes".

Die Intention der königlichen Preisfragen lag darin, daß dem König selbst, aber auch der Regierung, der Verwaltung und den Beratern auf den Symposien36 Informationen zur Vorbereitung gesetzgeberischer bzw. administrativer Initiativen zur Verfügung gestellt werden sollten.

Bayerische Physikatsberichte - eine vom Stand der Wissenschaft bereits überholte Beschreibungsform?

Im bayerischen Staatsministerium des Inneren war in den Jahren 1821-1871 die Stelle des Obermedizinalrats mit Johann Nepomuk von Ringseis besetzt. Ringseis, enger Vertrauter von König Ludwig I., war einer der Hauptvertreter einer christlich-romantischen Medizin. Er vertrat die These, "daß die Medizin, wie alle Wissenschaften, ihre Prinzipien in der traditionellen Offenbarungslehre habe." Mit dieser Lehrmeinung stand er in Fachkreisen zwar ziemlich alleine, aber seine Position sicherte ihm einen starken Einfluß in der bayerischen Medizinalverwaltung37. Ringseis, Vertreter der Krankheitslehre des Schotten J. Brown (1735-1788), propagierte unter König Ludwig I. die Herstellung medizinischer Topographien. Viele Gelehrte seiner Zeit bezweifelten den Wert solcher Untersuchungen. Trotzdem wurden sie immer wieder erhoben38.

Die Verfasser des Frageplans der Physikatsberichte

Pettenkofer, Ringseis' damaliger Konkurrent, war ein Verfechter streng naturwissenschaftlicher Methoden. Der Frageplan für die Physikatsberichte forderte jedoch eher eine deskriptive Beschreibungsweise, so daß Pettenkofer, der zwar an den Symposien des Königs teilnahm, aus dem Kreis der Verfasser des Frageschemas ausscheiden dürfte39.

Klar ist, daß der topographische Fragenteil auf den älteren Traditionen aufbaut. Was den ethnographischen Abschnitt betrifft, so ist hier von einem Zusammentreffen mehrerer Faktoren auszugehen. Die Zeit der Anordnung zur Erstellung der Physikatsberichte fällt in eine Phase des Umbruchs in der Medizin. Immer deutlicher wurde erkannt, daß nicht "Miasmen und Kontagien" Auslöser für Krankheiten sind - eine These, die in Bayern u. a. Ringseis vertrat -, sondern daß andere Faktoren eine Rolle spielten. Obwohl der ethnographische Frageplan weder einem Vertreter der Pettenkofer-Schule noch einem der Befürworter der Bakteriologie eindeutig zuzuweisen ist, läßt die Fragestellung in der Anordnung von 185840 den Schluß zu, daß die Verfasser des Frageplans die verschiedensten Forschungsansätze kannten.

Der Frageplan scheint das Ergebnis eines Verhandlungskompromisses zu sein41. Ringseis setzte sich mit seinen Theorien nicht vollkommen durch, denn sonst wäre der ethnographische Frageteil wohl nicht aufgenommen worden. Der bzw. die Verfasser des Frageplans kamen wohl aus dem Bereich der inneren Zentralverwaltung. Die sozialreformerischen Ambitionen Max II. machten es den Verfassern leicht, einen derart gestalteten Frageplan zu entwerfen. Im Vorwort zur Verordnung vom 21. April 1858 wird die Nutzbarmachung der Ergebnisse für die ärztliche Tätigkeit sehr deutlich gefordert.

Die Anordnung zur Erstellung der Physikatsberichte fällt genau in eine Zeit des Umbruchs. Nicht mehr die Nutzbarmachung des Volkes für den Staat, aber auch noch nicht die soziale Fürsorge des Staates für den Bürger standen im Vordergrund der Bemühungen der Verwaltung, sondern die Gedanken der Nationalökonomie42. Sicherlich kannten die Verfasser neben den eben beschriebenen Forschungsansätzen der Medizin auch die verschiedenen Umfragen und Enqueten des Königs, das Schönwerthsche Schema, wie auch den Erlaß des preußischen Ministeriums des Inneren aus dem Jahre 1820, der von /20/ den Kreisphysici die Erstellung von medizinischen Topographien forderte43. Für die These, daß der Frageplan von Verwaltungsbeamten und nicht von Wissenschaftlern erarbeitet wurde, spricht meiner Meinung nach auch der Umstand, daß anläßlich der Symposien des Königs nicht über diese Berichte gesprochen wurde. Hätten Riehl und auch Mediziner, die zu den regelmäßigen Teilnehmern der Symposien gehörten, mit dem König über diese Angelegenheit gesprochen, müßte sich eine Notiz in der archivalischen überlieferung der Symposien finden.

Die verwaltete Region44 und ihre Quellen

Sicherlich stellen die Physikatsberichte noch keine volkskundliche Forschung im klassischen Sinne dar, aber sie sind doch als frühe Forschung aus bestimmten Interessen heraus zu bezeichnen. Die Amtsärzte als Verfasser der Physikatsberichte waren Verwaltungsbeamte. Sie besaßen zwar eine akademische Bildung, aber gleichzeitig standen sie im Dienste des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren.

Schon deshalb muß der Aspekt, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit zu erstellen, eher als zweitrangig angesehen werden.

Die Betonung der Termini "Verwaltungsbeamte" für die Mediziner und "Verwaltungsschriftgut" für ihre Berichte ist von mir bewußt gewählt, da sie signifikant für das Selbstverständnis der Verwaltung des "neubayerischen Staates" sind, das hinter der Anordnung zur Erstellung der Physikatsberichte steht45.

Das Zusammenspiel der neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Medizin mit der von Montgelas begründeten zentralistischen Staatsform des Königreichs /21/ Bayern, brachte eine "enquetenwütige Administrationspraxis"46, gepaart mit einem "enzyklopädischen Wissensdurst, der alle durch seine Organe und für seine Zwecke beeinflußbaren Elemente kulturellen und sozialen Lebens ermitteln wollte"47, mit sich. Der genaue Blick hinter die Kulissen der Verwaltungspraxis hilft uns, deren ideologische Komponenten zu ergründen48.

Es ist problematisch, wenn von der bisherigen Forschung aus dem Gesamtzusammenhang gerissene Zitate zur Illustration der behandelten Themen herangezogen werden49. Ebenso problematisch ist es, einzelne Physikatsberichte als Quelle heranzuziehen. Nur im Kontext der gesamten Quellengruppe und ihrer Entstehungsbedingungen läßt sich der Quellenwert einzelner Physikatsberichte überhaupt abschätzen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erkämpften sich die akademisch ausgebildeten Ärzte Stück für Stück die Position von Experten auf dem Gebiete der Medizin. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse brachten ihnen Therapie- und Heilerfolge. Sowohl durch staatliche Sanktionen gegenüber Laienbehandlern, als auch durch Protektion gesundheitsfördender Maßnahmen, wuchs der Einfluß der Ärzte auf die Patienten und ihre Stellung in der Gesellschaft immer mehr. Zum Zeitpunkt der Abfassung der Physikatsberichte war ihre Position noch nicht so gefestigt. Klagen der Ärzte in ihren Abhandlungen zeugen davon.

Die Berichte geben ein Bild der Interessen und Geisteshaltungen der unter-fränkischen Vertreter der Amtsärzteschaft um 1860. Zu berücksichtigen ist bei jeder Bearbeitung der Berichte, daß die Ärzte nicht immer freiwillig in den verschiedenen Landgerichten tätig waren. Eine Vielzahl von Versetzungsgesuchen bezeugt dies. Die Erstellung der Physikatsberichte war zusätzlich zum normalen Aufgabenkatalog der Amtsärzte zu erledigen. Sie erhielten hierfür keine gesonderte Honorierung. Die Berichte gelangten zu den übergeordneten Kontrollorganen in Würzburg und München. Dort konnten die eingereichten Ergebnisse mit entscheidend für die spätere Karriere sein.

Auf der anderen Seite wußten aber gerade erfahrene Ärzte, was mit den Berichten geschah. Besonders wichtig war, daß sie rechtzeitig abgeliefert wurden. Dann verschwanden sie erfahrungsgemäß, ohne große Folgewirkung zu erzeugen, irgendwo in den Amtsregistraturen. Direkte Kritik an München oder den Zuständen, z. B. an der restriktiven Gewerbe- und Heiratsgesetzgebung, findet sich deshalb auch sehr selten. Verbesserungsvorschläge werden eher zaghaft vorgebracht. Die Berichte entstanden im Kontext einer hierarchisch organisierten Verwaltung. Es waren Vorgesetzte, die die Berichte ihrer Untergebenen lasen. Auf beiden Seiten gab es Erwartungshaltungen. Oben wollte man Berichte über Erfolge der eigenen Politik sehen, unten erwartete man sich berufliches Fortkommen, möglichst ungestörtes Arbeiten und wollte nicht durch zusätzliche Nachfragen und Aufträge belästigt werden.

Den Ärzten lag es fern, eine Volkskunde, eine Alltagsgeschichte des Untersuchungsraums, zu schreiben. Hierzu waren sie weder aufgefordert noch ausgebildet, noch zeigten sie großes Interesse an einer derartigen Fragestellung. Sie hatten Verwaltungsarbeit zu leisten und repräsentierten insofern eine "staatliche Sichtweise" des Lebens der Bevölkerung. Ihre Ausführungen, und dies muß ganz besonders betont werden, sind nicht die Ergebnisse umfangreicher Recherchen und empirisch durchgeführter Studien. Um die von Klusen im Jahre 1965 und von Wolfgang Brückner für die Bekleidungsforschung entwickelte These von "Fund und Erfindung" wieder aufzunehmen: es finden sich eben auch in den Physikatsberichten "vornehmlich Beobachtungs- und Bewertungskategorien, also Sichtweisen und Impressionen, die mehr über die Beobachter, als über den Beobachtungsgegenstand aussagen.50


Literatur

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Bauer, Ingolf: König Maximilian II., sein Volk und die Gründung des Bayerischen Nationalmuseums. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1988. S. 1-38.

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1 Die Erstattung von Jahres-Berichten der Physikate betreffend/ Die Herstellung medicinischer Topographien und Ethnographien betreffend. In: Aerztliches Intelligenz Blatt 5 (1858), S. 209-213.

2 Bis auf die oberbayerischen Berichte finden sie sich in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München: Cgm 6874 1-207. Die oberbayerischen Berichte liegen im Stadtarchiv München im Bestand des Historischen Vereins von Oberbayern Hist. Ver. Ms. 401.

3 Köstlin, Konrad: Historische Methode und regionale Kultur. In: Ders. (Hg.): Historische Methode und regionale Kultur (= Regensburger Schriften zur Volkskunde 4). Berlin 1987, S. 7-23.

4 Brügelmann, Jan: Der Blick des Arztes auf die Krankheit im Alltag 1779-1850. Medizinische Topographien als Quelle für die Sozialgeschichte des Gesundheitswesens. Med. Diss. Berlin 1982. - Brandlmeier, Karl Paul: Medizinische Ortsbeschreibungen des 19. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 38). Berlin 1942. - Fischer, Alfons: Geschichte des Deutschen Gesundheitswesens Band II. Von den Anfängen der hygienischen Ortsbeschreibungen bis zur Gründung des Reichsgesundheitsamtes. Berlin 1933. - Heizmann, Berthold: Medizinische Topographien als volkskundliche Quelle. In: Fachwerk (= Mitteilungsblatt des volkskundlichen Instituts der Universität Bonn). Nr. 1/ 2 (1983), S. 24-32. - Jusatz, Helmut: Die Bedeutung der medizinischen Ortsbeschreibungen des 19. Jahrhunderts für die Entwicklung der Hygiene. In: Artelt, Walter/Rüegg, Walter (Hg.): Der Arzt und der Kranke in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts (= Studien zur Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts, Bd. 1). Stuttgart 1967, S. 179-200. - Voigt, Gerhard: Die medizinischen Topographien in Deutschland bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Med. Diss. Berlin 1939. - Zeiss, Heinz: Medizinische Topographien als volkskundliche Quelle. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 175-182.

5 Reder, Klaus: Die bayerischen Physikatsberichte als ethnographische Quelle (= Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte 57). Würzburg 1995.

6 Brückner, Wolfgang: Die verwaltete Region. Das 19. Jahrhundert als Quellenproblem der Volkskunde. In: Köstlin, Konrad (Hg.): Historische Methode und regionale Kultur (= Regensburger Schriften zur Volkskunde 4). Berlin 1987, S. 25-52. - Ders.: Trachtenfolklorismus. In: Jeggle, Utz/ Korff, Gottfried/ Scharfe, Martin/ Warneken, Bernd Jürgen (Hg.): Volkskultur in der Moderne. Hamburg 1986, S. 363-382. - Ders.: Verwaltung, Gewerbe, Bevölkerung. In: Ders. (Hg.): Fränkisches Volksleben im 19. Jahrhundert. Würzburg 1985, S. 9-19. - Ders.: "Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die beste Bauerntracht". Zu Herkunft und Ideologie eines vielzitierten Slogans. In: Bayerische Blätter für Volkskunde 13 (1986), S. 76-86. - Ders.: Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität Würzburg bis 1925. In: Lehmann, Albrecht/ Kuntz, Andreas (Hg.): Sichtweisen der Volkskunde (= Lebensformen 3). Berlin 1988, S. 33-61. - Ders.: Zugänge zum Denkmalwesen des 19. Jahrhunderts. Kollektive Trägerschaften und populäre Formen des Gedenkens. In: Mai, Ekkehard/ Schmirber, Gisela (Hg.): Denkmal - Zeichen - Monument: Skulptur und öffentlicher Raum heute. München 1989, S.13-18. - Ders.: Fund und Erfindung. Erkenntniskritische Zugänge und sozialwissenschaftliche Theorienbildung der Volkskunde im Lichte des Konstruktivismus. In: Pöttler, Burkard/ Eberhart, Helmut/ Katschnig-Fasch, Elisabeth (Hg.): Innovation und Wandel. Festschrift für Oskar Moser. Graz 1994, S. 55-66.

7 Brückner: Trachtenfolklorismus, S. 37l.

8 Reder: Die bayerischen Physikatsberichte als ethnographische Quelle, S. 215-220.

9 Bd. 3: Landgerichte Alzenau, Amorbach, Arnstein, Aschaffenburg, Aub. - Bd. 14: Landgerichte Baunach, Bischofsheim, Brückenau. - Bd. 30: Landgerichte Dettelbach, Ebern, Eltmann, Euerdorf, Gemünden, Gerolzhofen. - Bd. 61: Landgerichte Hammelburg, Haßfurt, Hilders, Hofheim, Karlstadt, Kissingen. - Bd. 88: Landgerichte Klingenberg, Kitzingen, Königshofen, Lohr. - Bd. 108: Landgerichte Marktbreit, Marktheidenfeld, Marktsteft, Mellrichstadt, Miltenberg, Münnerstadt. - Bd. 122: Landgerichte Neustadt, Obernburg, Ochsenfurt, Orb, Rothenbuch. - Bd. 156: Landgerichte Rothenfels, Schöllkrippen, Schweinfurt, Stadtprozelten. - Bd. 184: Landgerichte Volkach, Weyhers, Werneck, Wiesentheid, Würzburg rechts des Mains, Würzburg links des Mains. - Bd. 205: Stadtgerichte Würzburg, Aschaffenburg, Schweinfurt.

10 Zorn, Wolfgang: Medizinische Volkskunde als sozialgeschichtliche Quelle. Die bayerischen Bezirksärztebeschreibungen von 1860/ 61. In: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 69 (1982), S. 219-231, hier S. 219.

11 Cgm 6874/61.

12 Cgm 6874/122.

13 Cgm 6874/184.

14 Cgm 6879.

15 Probst, Christian: Die Reform des Medizinalwesens in Bayern zwischen 1799 und 1808. In: Weis, Eberhard (Hg.): Reformen im rheinbündischen Deutschland (= Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien 4). München 1984. S. 195-212, hier S. 202.

16 ALB V (1858), S. 213.

17 Zorn: Medizinische Volkskunde, S. 224.

18 Haller, Franz: Die medizinischen Landes- und Volksbeschreibungen unter König Maximilian II. Mit der Edition des Physikatsberichtes für Abensberg (1859). Med. Diss. München 1985, hier S. 40-46.

19 Molitor, Johannes: Zwei Physikatsberichte des Landgerichts Deggendorf aus den Jahren 1830 und 1860. In: Deggendorfer Geschichtsblätter 6 (1986), S. 99-143, hier S. 107. Anm. 25 zitiert Jahresberichte, die in die Bavaria eingearbeitet wurden; es handelt sich aber nicht um solche aus der Zeit von 1858-1861. Z. B. im 1. Band 2. Abt. der Bavaria, München 1860, finden sich Hinweise auf die Verwendung von Physikatsberichten (S. 1024, 1025, 1027). Es handelt sich jedoch nicht um Berichte aus der Zeit von 1858-1861. "Die Physikatsberichte des Jahres 1854" (S. 1025).

20 Simhart, Florian: Wilhelm Heinrich Riehls "Wissenschaft vom Volke" als konzeptioneller Rahmen seiner Landes- und Volkskunde. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 40 (1977), S. 445-500, hier S. 455.

21 Möhler, Gerda: Volkskunde in Bayern. Abriß einer Wissenschaftsgeschichte. In: Harvolk, Edgar (Hg.): Wege der Volkskunde in Bayern. München 1987, S. 9-46. Sicherlich wäre Über das Verständnis von Ethnographie und Volkskunde in der Zeit von Max II. nachzudenken; dies würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Es wäre auch zu erarbeiten, wer eigentlich als Vertreter dieses Wissenschaftszweiges zur Zeit Max II. anzusehen ist? - Erhard, Alexander: Geschichte der Stadt Passau. 2 Bde, Passau 1862, 1864. - Hug, Ludwig Anton: Medicinische Topographie des kgl. Landgerichtsbezirkes Freysing. Med. Diss. Erlangen 1870. - Frank, Christian: Das Volk im Ostallgäu. In: Die Landwirtschaft im Ostallgäu (= Festschrift zur Eröffnung des Neubaus der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren). Kempten 1926, S. 7-18.

22 Bauer, Ingolf: König Maximilian II., sein Volk und die Gründung des Bayerischen Nationalmuseums. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1988. S. 1-38, hier S. 1.

23 Stadtmüller, Alois: Hilfe zur Selbsthilfe. In: Der Spessart (1989), S. 3-21.

24 Bergmeier, Monika: Wirtschaftsleben und Mentalität. Modernisierung im Spiegel der bayerischen Physikatsberichte (= tuduv Studien Reihe Sozialwiss. 49). München 1990, S. 5.

25 Griebel, Armin: Wittelsbacher Trachtenpolitik nach 1848. Eine Initiative des Königs und die Reaktion seiner Verwaltung. In: Jahrbuch für Volksk. NF 11 (1988), S. 105-133, hier S. 106.

26 Müller, Günther: König Max II. und die soziale Frage (= Beiheft 1 der Zweimonatsschrift Politische Studien). München 1964, hier S. 21.

27 Ebd., S. 21/ 22.

28 Cgm 5419/40 Konzept Schönwerths vom 21.1.1846 zitiert nach Röhrich, Roland: Franz Xaver Schönwerth. Leben und Werk. Diss. Kallmünz 1975, S. 28/ 29.

29 MH 9612. Unterfränkische Teilnehmer am Wettbewerb "Durch welche Mittel kann der materielen Noth der unteren Klassen der Bevölkerung Deutschlands, insonderheit Bayerns am Zweckmäßigsten und Nachhaltigsten angeholfen werden?"

30 Spiegel, Beate: Physikatsberichte als Spiegel des Alltagslebens in Niederbayern um 1860. Magisterarbeit München 1986, S. 23. - Seitz, Jutta: "Wie ist der materiellen Noth der unteren Klassen abzuhelfen?" Eine sozialhistorische Quelle zu Problemen der Industrialisierung in Bayern im 19. Jahrhundert. In: Grimm, Claus (Hg.): Aufbruch ins Industriezeitalter Band 1 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur Nr. 3/ 85). München 1985, S. 156-168. Den Wettbewerb von 1848 wertete Matz, Klaus-Jürgen: Pauperismus und Bevölkerung. Die gesetzlichen Ehebeschränkungen in süddeutschen Staaten während des 19. Jahrhunderts. Stuttgart 1980, hier S. 60-63, teilweise aus.

31 Blatt 2, Abschrift Brief Max II Min. d. Inneren 3. Sept. 1851. In: MInn 62641. Der Gesundheitszustand auf dem platten Lande. Band 1. 1851-1853.

32 Für Unterfranken gibt es Erhebungen zur Situation auf dem platten Land: Regierung von Unterfranken Präsidialakten 310, 311, 312 aus dem Jahre 1853. Armin Griebel hat diese Akten auf Aussagen zur Tracht ausgewertet. Griebel, Armin: Tracht und Folklorismus in Franken (= Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte 48). Würzburg 1991, hier S. 74-77. - Ders.: Amtliche Berichte zur Tracht in Franken (= Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte 49). Würzburg 1991.- Im Hauptstaatsarchiv München liegen zu diesem Themenkreis u. a. folgende Akten: MInn 62564 Kommission für Verbesserung der Gesundheitsverhältnisse. - MInn 61641 Beförderung des Gesundheitszustandes. Den Gesundheits-Zustand auf dem platten Lande betr. 1851-1853. - Würzburg, 13. Mai 1852, Zum königl. Staats-Ministerium des Inneren. Das Präsidium der königl. Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg "Den Gesundheitszustand auf dem platten Lande betr." - Würzburg, 21. April 1852, Bericht des königlichen Regierungs und Kreismedizinalrathes Dr. Schmidt "Den Gesundheits-Zustand auf dem platten Lande betr." - 13. April 1852 "Den Gesundheitszustand auf dem platten Lande betr.", Hohes Praesidium der königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, unterzeichnet von Dr. Bucher. - 22. Juli 1853, Zum königl. Staats-Ministerium des Inneren, Das Praesidium der königl. Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, "Den Gesundheitszustand auf dem platten Lande betr." - MInn 62642 Beförderung des Gesundheitszustandes, "Den GesundheitsZustand auf dem platten Lande betr. 1854-1855". - 7. Januar 1854 Schreiben Zum königlichen StaatsMinisterium des Inneren, Das Präsidium der königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, "Den Gesundheitszustand auf dem platten Lande betr." - 14. October 1854 Schreiben Zum königlichen Staats-Ministerium des Inneren, Das Präsidium der königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, "Den Gesundheitszustand auf dem platten Lande betr."

33 Spiegel: Physikatsberichte als Spiegel des Alltagslebens in Niederbayern um 1860, S. 26.

34 Ebd., S. 26. Diese Theorie von Spiegel versucht zu erklären, wie es zu der Masse von immer neuen Berichten kam. Ihre These überzeugt aber nicht umfassend, denn sie erklärt nicht, wie und warum die Kontinuität zur von Montgelas initierten zentralistischen von München aus gesteuerten Verwaltungspraxis abgebrochen ist und durch eine neue Politik ersetzt wurde.

35 Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern Nr. 8, München, 11.2.1857, Sp. 193-195.

36 Sexau, Richard: "Symposien"/ Die Kulturpolitik König Max II. von Bayern. In: Neues Abendland 13 (1958), S. 41-53.

37 Goerke, H.: Johann Nepomuk Ringseis und die Medizinalreform in Bayern. In: Bayerisches Ärzteblatt 32 (1977), Sp. 944-951, hier Sp. 948.

38 Zorn: Medizinische Volkskunde, S. 222.

39 Haller: Medizinische Landes- und Volksbeschreibungen, S. 35.

40 AIB V (1858), S. 213.

41 Für meine These eines Verhandlungskompromisses spricht wohl auch die Tatsache, daß zwischen der Aufforderung des Königs an Minister von Ringelmann, Gründe für die schlechte Situation auf dem platten Lande zu ermitteln, und der Abfassung der Physikatsberichte sieben Jahre liegen.

42 Spiegel: Physikatsberichte als Spiegel des Alltagslebens in Niederbayern um 1860, S. 16.

43 Wie für Verwaltungsbeamte heute wie damals üblich, lagen diese unterschiedlichen Konzepte sicherlich wohlgeordnet zusammen unter dem Registraturvermerk "Topographie" abgelegt im "Heiligtum" eines jeden Staatsdieners, dem Vorgang. Ein solcher Vorgang mit unterschiedlichen Verordnungen z. B. aus der österreichischen und preußischen Medizinalverwaltung für die Erstellung von medizinischen Topographien liegt im Hauptstaatsarchiv München MInn 61718.

44 Zum Begriff: Brückner: Verwaltete Region, S. 25.

45 Im Rahmen einer Darstellung zum "Gesundheitszustand auf dem platten Lande" aus dem Jahre 1853 weist der Assessor des Landgerichts Haßfurt auf eben diese Problematik hin. "Die Gerichtsärzte sind keine Gesundheitsbeamte, sondern zwitter von Beamten und praktischen Ärzten. Als Beamte ist ihnen die Besoldung so karg zugemessen, daß kaum die Hälfte ihrer Lebensbedürfnisse dadurch gedeckt wird. Sie sind daher um sich den übrigen Theil ihres Unterhaltes zu beschaffen, auf die Privatpraxis angewiesen. Einestheils verlieren sie dadurch die Zeit und sind nicht in der Lage, sich vorzugsweise um alle physischen Zustände ihrer Distrikte zu bekümmern, anderentheils, ergreifen sie wenn gleich gewissenhaft in der Erfüllung ihrer Pflichten, wenn sie zu gerichtlichen Akten aufgefordert werden, doch selten die Initiative gerichtliche Anzeigen von physischen Mißständen zu erstatten, da ihr Interesse dadurch zu sehr beeinträchtigt wird, sondern lassen es auf die Anzeigen anderer ankommen" (Präsidialakten 310).

46 Brückner: Verwaltung, Gewerbe, Bevölkerung, S. 9.

47 Griebel: Wittelsbacher Trachtenpolitik nach 1848, S. 129/ 130.

48 Brückner: Fund und Erfindung, S. 55-66.

49 Z. B. Haller, Reinhard: Aus alten Kästen und Truhen. München 1980. - Ders.: Viechtach und Regen, S. 277-309. - Ders.: Bodenmais und seine "Bomoesser" - Alltagsleben in einer Königlich Bayerischen Landgemeinde 1806-1918. Bodenmais 1989. - Lamping, Heinrich: Verwaltungs- und Wirtschaftszentren im Übergangsraum von Mittel- und Unterfranken im 19. Jahrhundert. In: Frankenland 21 (1969), S. 68-71, 110-112. - Ders.: Zur Bevölkerungsmobilität in landwirtschaftlich, gewerblichen Räumen, untersucht am Beispiel Frankens. In: Volkskultur und Geschichte (= Festgabe für Josef Dünninger zum 65. Geburtstag). Berlin 1970, S. 17-152. - Ders.: Der Landkreis Karlstadt in seiner wirtschaftlich- und verwaltungsgeographischen Entwicklung. In: Der Landkreis Karlstadt am Main. München 1972, S. 9-14. - Ders.: Der Landkreis Königshofen im Grabfeld und seine geographische Entwicklung. In: Landkreis Königshofen im Grabfeld. München 1972, S. 9-13. - Weitnauer, Alfred: Tracht und Gewand im Schwabenland (= Sonderheft 7 der Reihe Schwäbische Heimatkunde). Kempten 1957.

50 Klusen, Ernst: Volkslied. Fund und Erfindung. Köln 1969. - Brückner: Fund und Erfindung, S. 55-66.