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Zur Geschichte historischer Jubiläen

Was bedeutet ein Jubiläum: eine Art Geburtstagsfest, Gedenktag oder zeremonielle Erinnerungsfeier? Das Erinnern an vergangene Ereignisse und ihre festliche Umgestaltung gehört wie das Feiern von Festen zur gesellschaftlichen Ausstattung aller Kulturen.

Die Umgangssprache versteht unter Jubiläum das Gedenken bzw. die festliche Würdigung eines zurückliegenden Ereignisses. Neben Orten, Ereignissen, Personen und Institutionen kann auch ein breit gefächertes Spektrum von Kultur und Kontexten, wie etwa »100 Jahre Automobil« gefeiert oder gewürdigt werden.

Vom Ursprung der Jubiläen

Eine wesentliche Rolle spielt für Jubiläen die »Magie der runden Zahl«, wie es uns jüngst die Millenniumseuphorie vorführte. Meistens handelt es sich um hundert- oder tausendjährige Jubiläen. Aber auch das halbe oder das Vierteljahrhundert gelten als denkwürdig. Die damit verbundenen Vorstellungen entstammen den jüdischen und den christlichen Traditionen und dem daraus entstandenen Kalender.

Das hebräische Jobel (Schall des Widderhorns) wird im jüdischen Ritus alle 50 Jahre gefeiert. Eingeleitet durch das Blasen des Widderhorns bedeutet es eine besondere Form des alle sieben Jahre stattfindenden Sabbatjahres Schemita. Das Fest war verbunden mit einem allgemeinen Schuldenerlass, der Pfandrückgabe und der Freilassung von Sklaven. Wie in den gesamten religiösen Traditionen des Judentums soll auch dieser zeitlich lange Zyklus das Verknüpftsein, die identitätsstiftende Verbindung mit den Vorvätern unterstreichen: einer lebendigen Kette von Generationen, die aus der biblischen Vergangenheit bis in die Zukunft reicht. 4

Mit der Christianisierung geriet die Zeitrechnung Europas unter den vollständigen Einfluss der Kirche und ihrer Kalenderordnung. Wie im klösterlichen leben der Tag durch eine liturgischen Struktur geordnet wurde, so erfuhr der gesamte Jahresablauf eine neue Gliederung.

4 Vgl. Meinhold, Arndt: Art. Jubeljahr I. Altes Testament. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XVII, hg. v. Gerhard Krause u. Gerhard Müller. Berlin/New York 1988. S. 280-281.