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Zum Beispiel: Das Ausstellungsprojekt » 1200 Jahre Obereßfeld«

Im Dorf Obereßfeld wurde 1999 eine 1200-Jahrfeier begangen.
Der kleine Ort liegt im nördlichen Unterfranken, an der Grenze zum Bundesland Thüringen, im Landkreis Rhön-Grabfeld, in der Nähe von Bad Königshofen.


Anlass für ein Jubeljahr bot die 1200-jährige Wiederkehr der urkundlichen Erstnennung von Obereßfeld. Die Quelle stammt aus dem Kloster Fulda, wo um 1160 der Mönch Eberhard die frühe Geschichte und die Besitzungen seines Klosters beschrieb. Im sogenannten »Codex Eberhardi« findet sich die Abschrift einer Schenkungsurkunde der Äbtissin Emhild aus dem Kloster Milz von 799 oder 800. Neben einer Reihe anderer Grabfeldorte vermachte sie die »duo Eichesfeld« 15 an das Kloster Fulda.


Das jahrhundertelang selbständige Dorf Obereßfeld mit seinen heute etwa 280 Einwohnern bildet seit der bayerischen Gebietsreform einen Ortsteil der südöstlich davon gelegenen Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke.


Neben der verwaltungsrechtlichen Reform, die der Gemeinde die Eigenverantwortung entzog, bestimmte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem die Nähe zum Staatsgebiet der DDR die Entwicklung des Dorfes. Der Ausbau der Zonengrenze Anfang der 50er Jahre brachte weitreichende Folgen mit sich. Wichtige Absatzgebiete für die landwirtschaftlichen Produkte der Bauern sowie Arbeitsmöglichkeiten gingen verloren, gesellschaftliche Beziehungen wurden zerschnitten.
Aber gerade dieser Umstand mag dazu beigetragen haben, dass das Obereßfelder Dorfbild die andernorts radikalen Dorfstrukturveränderungen der 60er und 70er Jahre nahezu unbeschadet überstanden hat.


Dennoch erlebte das Dorf in den 70er Jahren massive Einbrüche. Landwirtschaftliche Betriebe mussten aufgeben werden. Von den drei Dorfgaststätten blieb nur noch eine, der letzte Gemischtwarenhandel schloss 1987, als einziger Handwerker blieb noch ein Schuhmacher-



15 Codex Eberhardi II, fol. 59v u, 60r, Staatsarchiv Marburg, K 426