Datenbank Winterhilfswerk

Grußwort des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel

Was ist das Winterhilfswerk?

Das „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“ (WHW) wurde erstmals im September 1933 als nationalsozialistische Winterhilfe ausgerufen. Durch das Sammeln von Geld und Sachspenden sollte Bedürftigen geholfen werden. Diese Idee stammte aus der späten Weimarer Republik, als man der extremen Notlage weiter Bevölkerungsteile Einhalt gebieten wollte. Doch für die Nationalsozialisten wurde das Winterhilfswerk zu einem wichtigen Instrument der Propaganda und einem wirksamen Mittel der Beeinflussung und Ausgrenzung. Die Freiwilligkeit der Spenden wurde zwar stets betont, jedoch half man ihr durch ein breites Spektrum von Druck und Sanktionen nach. Das Winterhilfswerk sollte zur permanenten Opferbereitschaft für die „Volksgemeinschaft“ erziehen. Durch die Auswahl der Hilfsbedürftigen, denen die Spenden zu Gute kommen sollten, wurden gezielt Menschen ausgegrenzt. So wurden besonders „erbgesunde“ kinderreiche Familien, Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene sowie Klein- und Sozialrentner als „unterstützungswürdig“ erachtet. Dieses nationalsozialistische „Sozialwerk“, das nach dem Kriegsausbruch den Namen „Kriegswinterhilfswerk des Deutschen Volkes“ trug, wurde bis 1943 in den Wintermonaten fortgeführt.

Heute ist vielen Menschen das Winterhilfswerk nur noch durch bunte Spendenabzeichen ein Begriff. Die kleine Plaketten und Figuren sind nach wie vor als Sammelstücke beliebt, jedoch wird ihr problematischer Hintergrund oft vergessen.


Wozu dienen die Abzeichen?

Als sichtbare Belege für geleistete Spenden wurden kleine Abzeichen und Plaketten verteilt, die für die monatlichen Straßensammlungen oder besondere lokale Anlässe aufgelegt wurden. Sie hatten unterschiedliche Motive und Formen und wurden aus verschiedenen Materialien hergestellt. Die meisten Abzeichen erschienen in Serien, die zum Sammeln und damit zum regelmäßigen Spenden animierten. Durch größere Plaketten aus Papier oder Metall an Haus- oder Wohnungstüren, wies man nach, dass die Bewohner in angemessener Höhe ihrer „Opferpflicht“ nachgekommen waren. Neben Reichsstraßensammlungen, die reichsweit abgehalten wurden, gab es Landessammlungen, die beispielsweise nur Bayern betrafen. Darüber hinaus wurden Gaustraßensammlungen durchgeführt, wofür jeder Gau eigene Abzeichen herausgab.

Abzeichen wurden nicht nur für das Winterhilfswerk hergestellt. Alle Veranstaltungen und Gedenktage wie der 1. Mai, Sportfeste, Tag der nationalen Solidarität, Tag der Polizei und vielen andere wurden für abzeichenwürdig gehalten. Durch die unterschiedlichen Abzeichen und Plaketten wies man sich also als Mitglied der sogenannten „Volksgemeinschaft“ aus.


Wozu diese Datenbank?

Viele Abzeichen stellen regionale Besonderheiten und Motive dar. Sie sind dadurch eine wichtige Quelle der Heimatforschung. So ist das Ziel dieser Datenbank, alle Abzeichen zusammenzutragen, die in einem Zusammenhang mit dem ehemaligen „Gau Mainfranken“ stehen (Bezeichnung „Gau Unterfranken bis 30. Juli 1935). Hierzu zählen Abzeichen, die speziell für diesen Gau hergestellt und/oder in diesem ausgegeben wurden. Es gehören aber auch diejenigen Abzeichen dazu, die für Veranstaltungen oder Tagungen im Gau Unterfranken bzw. Mainfranken angefertigt wurden. Hinzukommen Postkarten mainfränkischer Künstler, die vermutlich in Zusammenhang mit dem Winterhilfswerk erschienen sind. Der Bezirk Unterfranken hat das vorliegende Forschungsprojekt initiiert, um diese Quelle der Heimatforschung zu sichern und in reflektierter Weise einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Wie kann ich suchen?

Alle Abzeichen sind katalogisiert nach Ort, Erstausgabedatum, Verwendung, Bemerkung, Beschriftung, Motiv, Material, Größe, Beschreibung, Fundort und Quelle/Literatur. Ein Großteil der Abzeichen kann als Fotografie betrachtet werden. Neben einer Gesamtübersicht aller Abzeichen aus Unterfranken gibt es die Möglichkeit, gezielt nach einem Ort oder dem Erstausgabedatum eines Abzeichens zu suchen. Mittels eines Mausklicks kann jedes Foto zur genaueren Betrachtung vergrößert werden.


Sie haben ein Abzeichen aus Unterfranken, das noch nicht erfasst ist?

Bitte wenden Sie sich an k.reder@bezirk-unterfranken.de


Wanderausstellung „Das Winterhilfswerk. Ein Sozialwerk als Instrument des NS-Regimes“

Die Wanderausstellung „Das Winterhilfswerk. Ein Sozialwerk als Instrument des NS-Regimes“ kann bei den Museen der Stadt Miltenberg entliehen werden.
Kontaktadresse: Museen der Stadt Miltenberg
Herrn Hermann Neubert M.A. Museumsleitung
Hauptstr. 169-175
63897 Miltenberg
Tel: 09371/404-153
info@museen-miltenberg.de
www.museen-miltenberg.de


Weiterführende Literatur:

Keß, Bettina (2008): Das Winterhilfswerk. Ein Sozialwerk als Instrument des NS-Regime. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Malerwinkelhaus Marktbreit. Marktbreit.

Tieste, Reinhard (1990): Gausammlungen. Gau 11 Kärnten - Gau 20 Niederdonau (Spendenbelege des Winterhilfswerkes (WHW) und Kriegswinterhilfswerkes (KWHW) 1933 - 1945, Bd. 3). Bremen.

Tieste, Reinhard (1991): Reichsstrassensammlungen 1933-1945 (Spendenbelege des Winterhilfswerkes, Bd. 1). 3. Auflage. Bremen.

Tieste, Reinhard (2006): Katalog der Tagungs- und Veranstaltungsabzeichen. 1930 - 1945 (2 Bände). 5. Auflage. Bremen.

Wirths, Ulrich (2009): Das "Winterhilfswerk" im Gau Mainfranken. Ein Instrument des NS-Regimes. Saarbrücken.