Gleichen
12.10.1490-11.02.1495
Die Grafen von Gleichen-Tonna (Graven von Gleiche) haben vom Stift Würzburg jährliche Einkünfte von zwei Fudern Wein und 30 Gulden auf das Dorf Ingersleben (Jngersleiben) als Mannlehen. Bischof Rudolf von Scherenberg weigert sich nun, den Grafen ihre Einkünfte zu geben, weil Graf Sigmund von Gleichen-Tonna (Grav Sigmund von Gleichen) mehr Einkünfte vom Bischof fordert. Daraufhin versuchen Herzog Friedrich III. von Sachsen (hertzog Fridrich von Sachsen Kurfurst) und sein Bruder Herzog Johann von Sachsen (herzog Hanns sein bruder) den Streit zu schlichten. Sie schlagen als Kompromiss vor, dass der Bischof das Lehensverhältnis für die 30 Gulden zu Ingersleben aufgibt und es dem Grafen zu Eigen macht. Dafür soll der Graf die Einkünfte der zwei Fuder Wein ganz an den Bischof abtreten. Nach einer Bedenkzeit von genau einem Monat nimmt Bischof Rudolf von Scherenberg am 12. November 1490 den Kompromissvorschlag an. Graf Siegmund von Gleichen-Tonna lehnt den Vorschlag jedoch ab. Eine Einigung kann erst im Jahr 1495 erreicht werden, bei der die beiden Parteien in folgenden Punkte übereinkommen: erstens soll der Würzburger Bischof den Grafen von Gleichen-Tonna die jährlichen zwei Fuder Wein zwischen St. Martinstag (11. November) und Weihnachten zustellen. Zweitens wird festgelegt, dass der Erhalt der zwei Fuder Wein und der 30 Gulden aus Ingersleben als erbliches Mannlehen gilt. Drittens muss Bischof Rudolf von Scherenberg die ausstehenden 16 Fuder Wein, die über den Zeitraum des Streits nicht an die Grafen von Gleichen-Tonna gegeben wurden, nachzahlen, indem er pro Jahr einen Fuder Wein abgibt. Zuletzt wird festgelegt, dass der Bischof und seine Nachfolger das Recht haben, das Lehen mit 300 Gulden auszulösen und dass der Graf und seine Erben 300 Gulden schuldig sind, wenn sie ihre Eigengüter dem Stift Würzburg zu Lehen auftragen.
Exzerpt:
Gleichen,
die Graven von Gleuhen, haben iherlich 2 fueder weins vom stifft wurztburg fallend [Einfügung: und] dieselben und dann 30 Gulden iherlichen nutzung uf dem dorf Jugersleuben zu manlehen entpfangen [gestrichen: die zwei], aber Bischof Rudolf hat inen dieselben aus etlichen ursachen zugeben, gewagert, derwegen Grav Sigmund von Gleichen gein ime in vorderung gewachsen, und hertzog Fridrich von Sachsen Kurfurst, und herzog Hanns sein bruder uf Dinstag nach Dionisii des 1490 Jars ain tag gein Gotha furgenomen bedetail gegen ainander gehoret, und ain mitel zu vertrag furgeschlagen das Bischof Rudolf die lehenschafft uf den 30 Gulden [Einfügung: zu] Jugersleuben abthun, und die dem Graven wider aignen, dargegen sich der Grave sich der zwaier iherlichen fueder weins fur sich und seine erben auch vertzeihen und die nit mer vorderen solte, das haben bede tail zubedencken angenomen in ainer bestimbten zeit zu oder abzuschreiben, [Einfügung am Rand: Recepta 5 Contractuum Rudolfi] und hat Bischof Rudolf solch mitel angenomen und zugeschriben, am Freitag nach Martinii anno eodem 1490 [Einfügung am Rand: Recepta in 4 Contractuum Rudolfi fo 153] aber Grav Sigmund [gestrichen: abgeschriben], solchs gewaigert und abgeschriben, deshalben ain ander tag furgenomen daruf die sach entlich vertragen worden in masen hernach volgt, und seinen erben Erstlich, das Bischof Rudolf Grav Sigmunden von Gleuhen hinfür iherlich 2 fueder weins in sein vas [Einfügung: vns sein [unleserlich]] zu hasfurt zwischen S. Martins tag und Weihenmachten uf sein fure geben lasen, 2 das Grav Sigmund und seine erben solch zwai fuder weins sambt den ierlichen 30 Gulden zu Jugersleuben, das ain burggut zu waldenburg ist, iederzeit von ainem ieden
Bischof zu W. zu manlehen empfangen, und ire revers geben zum triten, das Bischof Rudolf ime Grav Sigmunden fur den verfallen ausstendigen wein 16 fueder, nemlich alle Jar ain fueder entrichten, zum 4. das Bischof Rudolf oder seine nachkomen macht haben sollten solchs 2 fueder weins mit 300 Gulden abzulösen, und der Grav oder seine erben schuldig sein dargegen fur 300 Gulden iire aigene guetere zu lehen zu machen und zuentpfangen, daruber haben bedetail ainander briefe ubergeben, haltend am Mitwochen nach apollonie anno 1495. Registrata in 5 Contractuum Rudolfi fo 214. 212
Kommentar:
Es nicht ganz eindeutig, ob es sich bei Graf Siegmund von Gleichen im Jahr 1490 um den Vater oder den Sohn handelt. Im Jahr 1495 muss es sich allerdings um den Sohn Graf Siegmund II. von Gleichen-Tonna handeln, da Graf Siegmund I. bereits im Jahr 1494 verstirbt.
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 296r/v, Schreiber: Lorenz Fries
Quellenverweis in der Hohen Registratur: Die angegebenen Quellen und Signaturen beziehen sich auf die archivalische Systematisierung des 16. Jahrhunderts. Diese entsprechen nicht den modernen Signaturen.
Liber 4 contractuum Rudolfi f. 153
Liber 5 contractuum Rudolfi f. 87
Liber 5 contractuum Rudolfi f. 214
Liber 5 contractuum Rudolfi f. 212
Digitalisat: