Weltliche Gerichte, Gericht des Gnadenvertrags
17.10.1461
Im Würzburger Bistum gibt es ein Gericht, das sich speziell mit Angelegenheiten des Ritterstands beschäftigt, das sogenannte Gericht des Gnadenvertrags. Dieses Gericht entsteht unter Bischof Johann von Grumbach, der auf Ansuchen der Ritterschaft, Grafen und anderer Adeliger des Stifts ein Privileg für diese ausstellt. In dem Gnadenbrie wird folgendes festgehalten: bei einem Rechtsstreit zwischen einem Würzburger Bischof und einem oder mehreren Adeligen soll dies vor den weltlichen Räten des Bischofs verhandelt werden, wobei diese aber keinerlei Partei ergreifen sollen. Außerdem soll im Falle eines Rechtsstreits zwischen einem oder mehreren Adeligen und einem Dechanten oder einem Angehörigen des Domkapitels oder andere Angehörige des geistlichen Standes der Würzburger Bischof oder dessen geistliche und weltliche Räte darüber verhandeln. Allerdings sind geistliche Rechtsfälle hiervon ausgenommen. Wenn der Angeklagte dem geistlichen Stand angehört, muss im Richtergremium ein Geistlicher mehr sitzen als Weltliche. Stammt der Angeklagte wiederum aus dem weltlichen Stand, muss im Richtergremium ein Weltlicher mehr sitzen als Geistliche.
Exzerpt:
Gericht des Gnadenvertrags,
Noch ist ain [Einfügung: Gericht] vorhanden fur des Stiffts Riterschafft gemacht, die haist, das Gericht des Gnadenvertrags, und kompt daher, Bischof Johannes der trit dis namens aus dem geschlecht von Grumbach geboren gabe in dem Jahre des [Einfügung: heren] 1461 Jahre am Sambstag nach Galli seinen und seines Stiffts angehorigen Graven, heren und ritterschafft uf ir unterthenig ansuchen und bite ain immerwerend freihait und gnadenbrief, in welchem unter anderem versehen und geordet ist, wa ain bischof zu W. gegen ainen oder mehr Graven, heren oder Edelmanne, oder derselben ainer oder mer, fuwider zu ime dem Bischofe zusprechen heten oder gewinnen, das sollte vor der itzgemelten Bischofs weltlichen edlen räthen mit recht ausgetragen und entschieden, und kain partei daruber ferner getrungen werden, desgleichen, wa dechant und capitel des domstiffts oder andere des Bistumbs prelaten und gaistlichkait iches wider die gedachten Graven, heren und Edelleut, oder fuwider si, an die genanten gaistlichkeit zusprechen heten oder gewunnen (gaistliche felle und sachen ausgenomen) das si ain ander derwegen vor dem Bischofe oder seinen räthen gaistlichen und weltlichen zu rechtlichem austrag komen, doch were der beclagt gaistlich, sollte als dan ainer gaistlichen persone ime dan der weltlichen, were aber der beclagt weltlich, der weltlichen personen aine mer dan der gaistlichen zu richter undergesetzt, und ain reder bei demselben rechtlichen austrag gelassen werden, Registrata in primo contractuum Rudolf ifo. 354 d.
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 277v, Schreiber: Lorenz Fries
Quellenverweis in der Hohen Registratur: Die angegebenen Quellen und Signaturen beziehen sich auf die archivalische Systematisierung des 16. Jahrhunderts. Diese entsprechen nicht den modernen Signaturen.
Liber 1 contractuum Rudolfi f. 354
Digitalisat: