Von sieben Gerichten
09.07.1444/13.07.1447
Alle Leute und Güter, die innerhalb des Viertels um das Kloster St. Stephan, die St. Peter Kirche und das Kloster St. Agnes leben, fallen in den Gerichtsbezirk des sogenannten Steffansgerichts zu Sande (der Name leitet sich vom Namen des Vorstadtviertels, genannt Sand, ab). Dem Gericht steht stets der Abt von St. Stefan vor. Der Abt richtet ausschließlich in zivilrechtlichen Angelegenheiten, wovon ausdrücklich Verbrechen wie Totschlag, Diebstahl und Körperverletzungen ausgenommen sind. Bischof Gottfried Schenk von Limpurg bestätigt dem Kloster St. Stephan den Gerichtszwang. Die Nachtragshand fügt noch folgendes hinzu: der Abt des Klosters St. Stephan erhält irgendwann das Recht, das Gericht und die Nutzung dessen zu verkaufen. Zu einem Zeitpunkt verkauft ein Abt des Klosters das Gericht an den Stift zu Würzburg.
Exzerpt:
S. Steffansgericht zu Sande
Uber die leute und guetere so zwischen dem alten statgraben von S. Steffansthoran stracks herein fur S. Agneten closter, bis zu der Badstuben zum Guldein genant, und dan furter das gässlin daselbst zur linckenhand hinein fur S. Peters pfar und PFarhaus bis an S. Peters brunen an der statmauren wider hinuff bis an S. Peters thor gesessen und gelegen, hat ain ieder abbt zu S. Steffan den gerichtszwang gehabt in allen burgerlichen sachen, nemlich allain Dotschlag, Diebstal, fliessend wunden und andere blutsachen ausgenomen, derselb gerichtszwang ist auch dem gemelten closter von B Wolframen uf verhörte kuntschafft wider vernewet und bekennt am Freitag nach Kiliani anno 1244. Reg. in div form Limpurg fo 3 et Omissorum fo 234.
[Nachtragshand: Als dem Abt vergont worden etzliche nutzungen zuverkhaufft:: divers. Limp. 131
Wie das gericht vom Abt dem Stift verkaufft. S durnbach fol 127 Standbuch Limp.]
Kommentar:
Fries beschreibt die Begrenzung des Viertels anhand der Stadtmauer mit ihren Toren und den zentralen Punkten, die zum Viertel gehören, folgendermaßen:
zwischen dem alten statgraben von S. Steffans thor an stracks herein fur S. Agneten closter, bis zu der Badstuben zum Guldein genant, und dan furter das gässlin daselbst zur linckenhand hinein fur S. Peters pfar und Pfarhaus bis an S. Peters brunen an der statmauren wider hinuff bis an S. Peters thor gesessen und gelegen.
Das Gericht zu Sand existiert zu Fries Lebzeiten nicht mehr.
Fries gibt im Eintrag eigentlich an, dass das Kloster den Gerichtszwang von Bischof Wolfram von Grumbach im Jahr 1244 am Freitag nach Kiliani bestätigt bekommt. Sowohl gegen die Angabe des Bischofs als auch gegen die Datumsangabe sprechen folgende Gründe:
1. Wolfram von Grumbach war zwischen 1322 und 1333 Bischof von Würzburg.
2. Über die Jahreszahl ist eine andere Zahl geschrieben worden, die leider nahezu unleserlich verwischt ist.
3. Fries gibt als Quellenangabe ein Buch des Bischofs Gottfried Schenk von Limpurg an, der zwischen 1443 und 1455 Bischof war.
4. Wenn man den Freitag nach Kiliani für das Jahr 1244 berechnet, dann fällt Kiliani selbst auf einen Freitag, was zur Folge hat, dass der Freitag nach Kiliani eine ganze Woche danach war. Ein derart großer Abstand bei der Zeitangabe ist eher ungewöhnlich.
Dementsprechend scheint entweder das Jahr 1444 als wahrscheinlich oder das Jahr 1447, in dem Bischof Gottfried Schenk von Limpurg eine neue Ordnung für geistliche Gerichte erlassen hat (vgl. Wendehorst, Alfred, Das Bistum Würzburg. Teil 2 [Germania Sacra, Neue Folge 4], S. 182).
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 281r, Schreiber: Lorenz Fries
Quellenverweis in der Hohen Registratur: Die angegebenen Quellen und Signaturen beziehen sich auf die archivalische Systematisierung des 16. Jahrhunderts. Diese entsprechen nicht den modernen Signaturen.
Liber diversarum formarum Limpurg f. 3
Liber omissorum f. 234
Liber diversarum formarum Limpurg f. 131
Digitalisat: