Freiung vor fremden Gerichten
09.10.1530
Das Stift Würzburg besitzt ein kaiserliches Privileg darüber, dass alle Angehörigen des Stifts samt ihren Gütern vor kein auswärtiges Gericht - sei es das Reichshofgericht, das Landgericht - geladen werden dürfen. Aber das Hofgericht zu Rottweil verstößt gegen dieses Privileg, indem es Landsassen des Stifts vor Gericht lädt und über sie urteilt, obwohl die regierenden Fürsten dagegen Einspruch erheben. Das Hofgericht zu Rottweil besteht jedoch darauf über die Rechtsangelegenheiten wie üble Nachrede, Verleumdung sowie Gewalttaten richten zu dürfen und diese Streitfälle nicht an ein anderes Gericht abgeben zu müssen. Das Stift Würzburg legt daraufhin Beschwerde über dieses Vorgehen ein und Bischof Konrad von Thüngen erreich bei Kaiser Karl V., dass dieser dem Stift erneut ein Privileg ausstellt. Darin wird festgehalten, dass kein Graf, Freier, Herr, Ritter, Knecht, Lehensmann, Diener, keine Stadt, keine Leute oder Untersassen sowie ihr Hab und Gut wegen irgendeines Vergehens vor das Reichshofgericht gezogen werden dürfen und besonders nicht vor das Hofgericht in Rottweil. Bei Verstoß gegen dieses Privileg ist eine Bußgeldzahlung von 100 Pfund lötigem Gold fällig.
Exzerpt:
Rotweil wie der Stifft Wirtzburg ain sundere freihait wider des hofgericht habe,
Wiewol sich im aus disen obangeregten privilegien lauter erffindet, das alle des Stiffts W. angehorige und verwante sambt iren haben und gueteren fur allen auswendigen kaiserlichen, kuniglichen hofgerichten, Landgerichten, und anderen gerichten gefreiet sein, so unterstunden sich doch Richter und schopfen des hofgerichts zu Rotweil des Stiffts W. Landsessen und ire guetere fur sich zutziehen und recht uber si zu sprechen, und obwol die regirenden fursten solche geladene in crafft irer habenden freihaiten fur sich zuweisen abforderten, so wollten si doch die Ehafften sachen das ist Iniuri, Schanahe, Gewaltesame und dergleichen nit remittiren, sunder daruber richten, dieweil aber solchs dem stifft W. und seinen verwanten nit zu gerungen beschwerden raichte, erlangt B Conrat des geschlechts von Thungen, von Kaiser Carln dem 5. ain freihait, das hinfur
niemant des Stiffts W. und hertzogtumbs zu Francken Graven freien, heren, ritere, knechte, manne, dienere, Stete, leute und untersessen, oder ire habe und guetere umb kaiserlai sachen willen, ob die gleich Schmahe, Gewaltsame odere Ehafften antreffen, an des reichs Hofgericht sunderlich gein Rotweil laden oder furforderen sollte, bei pene 100 Pfund lotigs golds, ist beschehen zu Augspurg am 9 Octobris des 1530 Jars,
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 283r/v, Schreiber: Lorenz Fries
Digitalisat: