Gerichte auserhalb Wirtzburg im Stiffte
Mittelalter
Es gibt zwei Gerichte, die außerhalb der Stadt Würzburg, aber innerhalb des Gebiets des Hochstifts beziehungsweise des Herzogtums gehalten werden: Erstens das Zent- oder Halsgericht. Für genauere Informationen über die Geschichte und Herkunft des Gerichts, über dessen Rechte, Ordnungen, Zugehörungen, Schöffen etc. verweist Fries auf sein Zentbuch. Wenn jemand gegen das Urteil des Hals- oder Zentgerichts klagen möchte, muss er dies am Brückengericht bzw. das Landrecht bzw. die Oberste Zent tun.
Zweitens haben die Städte, Märkte und Dörfer, die in den Ämtern des Stifts liegen, teilweise ihre eigenen Gerichte, die über Fälle entscheiden, die nicht vor das Land-, Zent- oder Halsgericht gehören. Dies betrifft vor allem Fälle, wo es um Besitz und Persönliches geht. Das Stadt- oder Marktgericht kann sich bei Fällen, bei denen es um mehr als zwölf Gulden geht, an das Landgericht oder an den Bischöflichen Rat wenden. Fälle, bei denen es um zwölf Gulden oder weniger geht, müssen am Stadt- oder Marktgericht entschieden werden. Wenn sich hingegen jemand gegen ein Urteil eines Dorfgerichts Berufung einlegen will, dann muss er sich an den Amtmann des jeweiligen Dorfes wenden. Wenn es um mehr als zehn Gulden geht, darf Beschwerde am Landgericht oder bei der Bischöflichen Kanzlei eingelegt werden. Wenn es um weniger geht, verbleibt der Fall beim Dorfgericht.
Exzerpt:
Gerichte, auserhalb Wirtzburg im Stiffte,
Der Gerichte so auserhalb der stat Wirtzburg im Stiffte und Hertzogtumb gehalten werden sein treierlai, Erstlich die zent oder halsgericht, von derselben aller und ieder namen, herkomen, gelegenhait, freihaiten, ordnungen, zu und eingehorungen flecken, schopfen, rügen und anderem [gestrichen: dan] wurt in dem zentbuch lauter antzaigung beschehen und so iemant von den urtailen vor den gemelten zent und halsgerichten burgerlich ergangen, sich beschweren und beuffen wollte das mag er an das Bruckengericht zu W. als das Landrecht und die oberste zent thun, und die sachen da orteren lassen.
Zum anderen haben die stete, märckte und dorfere in den ampten des stiffts hin und wider, in häblichen und personlichen spruchen, in fellen die fur und an das Land, zent oder Halsgericht nit gehoren, ire sundere gerichte, und solle dem alten herkomen nach in sachen 12 Gulden und darunter betreffend, von den stat oder marcktgerichten niemand appellieren, aber in sachen sich daruber erstreckend, mag man davon an das Landgericht oder die furtlichen räthe zu Wurtzburg wol appellieren,
Wa sich dan iemant der urtail halben an den Dorfgerichten ergangen beschwerdt befinde, der mag sich fur des Dorfs amptman beruffen von welchem in sach sich uber zehend gulden nit erstreckend ferner niemant appellieren soll, aber in höheren fellen, mag der beschwert in die Wurtzburglich Cantzlei oder fur das Landgericht wol appellieren.
Kommentar:
Landrecht und Oberste Zent sind andere Begriffe für das Brückengericht in Würzburg (vgl. Eintrag "Von den Landrechten und Bruckengericht zu Wirtzburg" bei Fries).
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 282v, Schreiber: Lorenz Fries
Digitalisat: