Castell die graveschafft dem stifft Wirtzburg
1466
Da Graf Wilhelm von Castell etliche Zölle, Geleite und Wildbänne vom Reich als Lehen trägt, verpflichtet er sich, diese vom Hochstift Würzburg als Afterlehen zu empfangen. Er übergibt Bischof Rudolf von Scherenberg eine an Friedrich III. gerichtete Supplik, in der er um die Verleihung der Lehen an Bischof Rudolf bittet und sich bereit erklärt, diese als Afterlehen zu empfangen. Die Supplik erreicht Friedrich III. nicht, weil Bischof Rudolf den Ratschlag erhält, die bisher von der Grafschaft Castell geleisteten Reichsanschläge zu übernehmen. Da Graf Wilhelm bereits ein alter Mann ist und dessen Sohn Friedrich noch keinen Sohn hat, würde er somit im Falle des Heimfalls der Grafschaft beste Argumente haben, diese in Besitz zu nehmen. Bischof Rudolf übernimmt daher nicht aus rechtlichen Verpflichtungen, sondern aus gutem willen den Anteil der Grafschaft Castell an der Türkenhilfe, den Romzügen und anderen Reichsabgaben. Diese Praxis setzten Rudolfs Nachfolger Lorenz von Bibra, Konrad von Thüngen, Konrad von Bibra und Melchior Zobel von Giebelstadt fort.
Die Untertanen der Grafschaft von Castell zahlen zwar diese entsprechenden Abgaben, jedoch behalten diese die Grafen von Castell und nicht die Bischöfe von Würzburg.
Exzerpt:
Nachdem aber grave Wilhelm etliche zolle, gelaitte und wiltban von dem reich zu lehen hete, [gestrichen: gehabt, hat er sich] verpflicht [Einfügung: er sich], dieselben von dem stifft Wirtzburg zu affterlehen zuentpfangen, [Einfügung: ubergab] auch derwegen bischof Rudolfen ain supplication schrifft an kaiser Fridrich haltend [gestrichen: ubergeben], darin er sein maiestat [gestrichen: gebeten] bate, solche lehen hinfur ainem bischofe zu Wirtzburg zu verleihen, so wolte er und seine erben die furter von demselben ieder zeit zu affterlehen entpfangen. Aber die berurt supplication ist dem kaiser nit ubergeben, sunder ime bischofe Rudolfe gerathen worden, nachdem grave Wilhelm ain betagter man und sein sun grave Fridrich noch kain manlichen erben hete und also die gantz graveschafft uf dem falle stunde, das er die reichs anschlege, so bisher von der graveschafft Castell gegeben worden, uf sich neme und ausrichtete, und dadurch etlichermasen in die besess der graveschafft käme, sich auch so es zum falle geraten, derselben deste fuglicher unterziehen mochte. Das hat bischof Rudolf aus kainer gerechtickait, sunder aus gutem willen uf sich genomen und der graveschafft Castell burden in thurckenhilfen, romtzugen [Einfügung: gemainen pfening, camergerichts underhaltung] und anderenn reichsanlagen und nöten ieder zeit fur die graven bezalt und ausgericht, wie dann seine nachkomen bischof Lorentz, bischof Conrad [gestrichen: und der nächst her Conrad, erwelter und bestetigter zu bischof zu] von Thungen, B Conrad v Bibra und ietzigen unser g h und her von Wirtzburg Melchior auch gethan haben. [Nachtragshand: in fol. 98]
Und wiewol die unterthanen der graveschafft Castell schuldig gewest, iren f g zu entrichtung berurter anlagen zu hilf zukomen und zusteuren, so ist doch solchs nit beschehen, sonder haben die graven dieselbigen steure von inen gevordert, einbracht und fur sich behalten.
[gestrichen: o Recepta o aus dem beisteckenden zetel]
Kommentar:
Die Datumsanagabe orientert sich an der regierungszeit des Bischofs Rudolf von Scherenberg.
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 147r, Schreiber: Lorenz Fries
Digitalisat: