Gerichte Gaistlich zu Wurtzburg
Mittelalter
Der erste Bischof von Würzburg, der heilige Burkard, hat laut Fries den Dom gestiftet, der Domus St. Salvatoris, also der hailig Säligmacher genannt wird. Deshalb, so Fries, nennt man die Chorherren domini de Domo oder Domherren, aber nicht Thumbheren. Die Domherren beschäftigen eine Vielzahl von Amtleuten und Dienern für alle möglichen Tätigkeitsbereiche. Sie werden für ihre Arbeit mit Gütern, Gefällen und Nutzungsrechten entlohnt. Diese Amtleute und Diener werden unter dem Begriff der hausgenossen zusammengefasst (auf Latein Attinentes domui). Die Domherren in Würzburg beschäftigen die folgenden Hausgenossen: einen Küchenmeister, zwei Kochmeister, einen Koch, einen Unterkoch, einen Kellermeister, einen Oberbergmeister, einen Unterbergmeister, einen Hauseigenen, einen Oberpfistermeister, drei Unterpfistermeister, einen Bechermeister, einen Senfmeister, zwei Schüsselmeister, ein Schmiedmeister und ein Forstmeister. Diese Hausgenossen haben ein eigenes Gericht, das sogenannte Kellergericht. Das Kellergericht entscheidet in Streitfällen unter Hausgenossen und in Streitfällen zwischen den Hausgenossen und Außenstehenden, wenn es dabei um persönliche Rechte, Sachen und Güter, ihr Amt oder zum Amt gehörige Güter geht. In allen anderen Angelegenheiten müssen sich die Hausgenossen an das ordentliche Gericht wenden. Dem Kellergericht sitzt ein Richter, Kellerrichter genannt, vor. Dieser muss stets ein Domherr aus dem Domkapitel sein, in dessen Behausung auch das Gericht abgehalten wird. Jeder, der das Urteil des Kellergerichts anfechten will, muss dies vor dem Chorgericht tun. Außerdem ist das Kellergericht von etlichen Bischöfen mit Privilegien ausgestattet worden, auf die Fries aber nicht näher eingeht.
Exzerpt:
Kellergericht
Sant Burckhart der ander hailig Bischof zu W. hat die haubtkirchen hie Domum S. Salvatoris, das ist das haus des hailig Säligmachers genennet, daher man auch die Chorheren darin dominos de Domo gehaissen, das ist Dom oder hausheren, derwegen man si domheren und nit Thumbheren nennen solle, dieselben domheren haben von alterhere alwegen und bis uf diese stunde ire sundere amptleute und diewere gehabt, die si zu notturffiger ausrichtung wer haushaltung und gescheffte zu seinen zeiten gebraucht, und inen fur ire muhe, arbait und dienste, sundere ligende guetere zugeaiget, und sunst etliche gefelle und nutzung gegeben, auch dieselben in latin Attinentes domui uf deutsch hausgenossen genennet wie die dann mit namen hernach vertzaichet stehn,
ain kuchenmaister, ain Oberberckmaister, ain Bechermaister, zwen Kochmaister, ain unterberckmaister, ain Senfmaister, ain Koch, ain hausaigen, zwen Schusselmaister, ain unterkoch, ain Oberpfistermaister, ain Schindmaister, ain Kellermaister, trei unterpfistermaister, ain Forstmaister
Obbenante hausgenossen haben ain sunder gericht das kellergericht genant, daran gehoren si alle, dergestalt, wa ainer aus inen den anderen furforderen und belagen will, das musse er an gemeltem gericht thun, und sunst mindert anders, desgleichen wa ain ander burger oder fremder si umb sachen, ire persone, ambte und ambtsguetere berurend anfoderen will, der musse es auch an disem gericht thun, aber sunst un anderen sachen gehoren si fur das ordenlich gericht, und ist der richter an disem gerichte alwegen ain Capiteldomher den nennet man kellerrichter in desselben behausung wurt auch das gericht gehalten, und ist dis Gericht von etlichen Bischofen ehrlichen gefreiet, wie dan solchs
in wer ordnunge und reformation mit anderem nach der lage angezaigt wurt, von den urtailen dis gerichts appelirt der sich beschwerdt zusein urmannet, an und fur das Chorgericht des Domstiffts.
Fundort in der Hohen Registratur:
Standbuch 1011, Folio: 275r/v, Schreiber: Lorenz Fries
Digitalisat: