Im Hochstift Würzburg gab es früher drei Marschälle, den Obermarschall, den Untermarschall und den Grasmarschall. Über den Grasmarschall und sein Amt gibt es bereits einen Eintrag unter dem Buchstaben G. Im Folgenden soll vom Ober- und Untermarschall, ihrem Amt und den dazugehörigen Rechten, Nutzungsrechten und Gefällen die Rede sein. Zuerst folgt der Obermarschall.
Es folgen die Rechte, Nutzungsrechte und Gefälle des Obermarschalls. (1) Ein Bischof zu Würzburg soll an seinem Hof keinen anderen Marschall haben als den Untermarschall. (2) Wenn ein Fürst zu Würzburg mit dem Heer zu Felde zieht, soll allen Hauptmännern, Amtmännern, Burgmännern, Dienern, Städten, Dörfern und allen zum Heer Gehörigen sagen, dass der Obermarschll das Recht hat alle Streitigkeiten, sei es durch Worte oder Taten, im Heer zu richten oder richten zu lassen. (3) Alle Pferde oder Vieh, die sich hinter dem Haufen befinden und dem Heer nicht folgen, fallen dem Obermarschall zu.
(11) Wenn ein Obermarschall oder sein Untermarschall zurück zum Hof kommen, sollen sie zu Essen bekommen und behandelt werden wie das andere Hofgesinde.
Es folgen Einträge zum Untermarschallamt des Stifts Würzburg, insbesondere von welchen Geschlechtern und von wem genau das Amt empfangen wurde. Außerdem werden die Nutzungen und Zugehörungen gelistet.
Neben den Grafen zu Henneberg als Obermarschälle, hat es im Stift Würzburg und im Herzogtum zu Franken auch zu jeder Zeit das Untermarschallamt gegeben. Sowohl das Ober- als auch das Untermarschallamt wird durch den Bischof von Würzburg verliehen und empfangen. Das Untermarschallamt wird als Afterlehen mit etlichen Zu- und Angehörungen, Gütern und Nutzungen weitergegeben.
Fries schreibt, dass von zwei Marschällen berichtet wird. Wie diese ihr Amt empfangen haben, ist Fries jedoch nicht bekannt
In einem anderen Brief steht, dass Graf Otto der Jüngere von Botenlauben (Ot der Junger von Botenlauben), dem zuvor genannten Bischof Hermann von Lobdeburg die beiden Festungen Hildenburg und Lichtenburg mit ihren Zugehörungen verkauft. Als Zeuge wird Marschall Heinrich von Lauer (Hainrich von Laur) genannt.
Bischof Hermann von Lobdeburg hat auf Bitte Heinrichs von Lauer (Hainrichen von Laure) das Untermarschallamt mit allen seinen Rechten und insbesondere mit dem Dorf Unterlauer an Volger von Eberstein (volggeren von Eberstain) und seine Brüder vermacht.
Zwischen den Brüdern Botho II. von Eberstein (Boten von Eberstain) und Konrad II. von Eberstein (Conraten von Bopenhausen) kommt es zum Streit aufgrund des Innehabens des Untermarschallamts. Das Stift Würzburg kommt zum Entschluss, dass Konrad seinem Bruder Botho 250 Mark Silber ausrichten muss und dafür das Untermarschallamt im Stift Würzburg haben und behalten darf.
Es folgen die Befehle und Amt des Obermarschalls: (1) Wenn ein Würzburger Bischof oder sein Hauptmann einen Feldzug vorhat und zu Felde ziehen will, soll der Obermarschall am Abend zuvor öffentlich ausrufen lassen, dass niemand ohne ihn und einen Befehl aufbrechen, sondern auf den Befehl des Fürsten warten soll. (2) Ein Obermarschall hat das Recht über alle Streitigkeiten, die im Heer auftreten, entweder selbst oder durch einen Anderen, der ihm und dem Fürsten wohl gesonnen ist, zu richten. (3) Der Obermarschall soll die Rennfahne führen, bei Sonnenaufgang mit ihr aufstehen und vorausziehen. Nach ihm kommt sein Platzmeister, der zur Zeit von Lorenz Fries auch Quartier- oder Fouriermeister genannt wird, zusammen mit seinem Banner. Danach kommen alle Rösser und Pferde, nach ihnen die Speisewägen des Fürsten. Dann kommen die Speisewägen der anderen Herren, Ritter und Knechte. Es folgen der Kammerwagen des Fürsten, dann alle weiteren Pferde und danach der Fürst oder sein Hauptmann zusammen mit dem Banner und dem Haufen. Zuletzt kommt noch das Fußvolk und die Nachhut. Zwischen den Reisigen und dem Fußvolk kommt das Vieh, das für die Küchenspeise benötigt wird. (4) Der Obermarschall soll gegen Mittag einen geeigneten Platz zum Rasten suchen. Dort, wo er seine Fahne platziert, wird gelagert. (5) Der Tross besteht aus laufenden Knechten, Kindern und Frauen. Diejenigen, die keinen Herren haben, der sie versorgt und bezahlt, stehen unter dem Befehl des Platzmeisters. Sie müssen ihm Gehorsam leisten und sich gebührend des Platzrechts verhalten. (6) Der Obermarschall soll jeden Abend eine neue Losung verkünden, die sein Platzmeister dann öffentlich ausruft. (7) Falls es nötig sein sollte, soll der Obermarschall oder sein Untermarschall auch nach dem Essen und der Fütterung noch ausreiten und Wache halten. (8) Wenn ein neuer Fürst zu Heer stößt, soll der Obermarschall ihn den Markt entlang führen bis in den Dom. (9) Wenn der Fürst fertig mit der Besichtigung ist und zum Hof zurück reiten will, soll der Obermarschall auf seinen Dienst warten und ihm den Steigbügel halten. Dies folgt den Angaben, die in dem Verzeichnis stehen, das der Zentgraf zu Würzburg Johann Ratsam (Hanns Ratsam) zu Lebzeiten des Bischofs Gehard von Schwarzburg auf Anweisung des Grafen Heinrich V. von Henneberg-Schleusingen (Hainrichen) der bischöflichen Kanzlei übergibt.